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Standpunkte – Die Folgen des abgesagten Putsches in Russland | Von Jochen Mitschka

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apolut: Standpunkte

Die Folgen des abgesagten Putsches in Russland | Von Jochen Mitschka

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Die Aussagen über die Folgen des Wagner-Aufstandes könnten nicht gegensätzlicher sein. Während Russlandwissenschaftler erklären, dass Putin nun geschwächt sei, und man mit weiteren Putschversuchen rechnen müsse, sagen in Russland lebende Analysten, dass Putin gestärkt sei, denn er habe eine Krise ohne Blutvergießen gelöst. Aber, russische Beobachter wie Alexander Dugin glauben in der Reaktion der Gesellschaft auf den „Marsch auf Moskau“ auch Schwächen in der russischen Elite gesehen zu haben. In diesem PodCast will ich verschiedene Ansichten einmal untersuchen und versuchen herauszufinden, was wir als Reaktion auf diesen seltsamen Vorgang in der Zukunft erwarten dürfen oder müssen.

Rückblick

Schauen wir zurück auf den angeblichen Auslöser der Aktionen von Prigoschin, der Bombardierung des Ausbildungslagers von Wagner. Sowohl der Geheimdienst FSB als auch die Militärführung bestreiten diesen angeblichen Angriff von hinten, also aus den eigenen russischen Reihen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies ein vorgeschobener FalseFlag war, um zu behaupten in Selbstverteidigung zu agieren. Angeblich sollen 30 Wagner-Kämpfer ums Leben gekommen sein. Aber mal ehrlich: Warum sollte die Armeeführung Soldaten bombardieren, die sie selbst gerne in die eigenen Reihen integrieren möchte. Prigoschin hätte sich lieber ein Attentat auf sein Leben aussuchen sollen, möchte man meinen.

Später wurde kolportiert, dass die Armeeführung beabsichtigt hatte, Prigoschin zu verhaften. Gründe dafür gab es sicher inzwischen genügend, die Weigerung, seine Kämpfer an die Armee abzutreten war sicher nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Prigoschin hatte versucht, seinen Aufstand teilweise damit zu erklären, dass es sich angeblich nur um eine sogenannte „Anti-Korruptions“-Kampagne gegen das Verteidigungsministerium handelt. Er behauptete, keinerlei Pläne zur „Machtergreifung“ zu haben, sondern sagte, dass er nur daran interessiert sei, das Militär von seinen angeblich korrupten Elementen zu säubern. Dieses machte er für Rückschläge in der russischen Sonderoperation verantwortlich. Allerdings erfüllte er in seinen Tiraden auch einigen Erwartungen westlicher Russlandgegner und gab ihrem Narrativ neue Nahrung. Was einige Beobachter als „durch CIA umgedreht“ interpretierten.

Trotzdem klang es zunächst wie seine üblichen Tiraden, welche man von ihm kannte. Allerdings verwandelte sich seine „Anti-Korruptions“-Kampagne in etwas, das wie ein versuchter Staatsstreich wirkte, je mehr Informationen darüber bekannt wurden. Schließlich stellte er das Staatsoberhaupt in Frage, indem er versuchte, Präsident Putin zur Entlassung des Verteidigungsministers und des Generalstabschefs zu erpressen. Man gewann den Eindruck, er wollte sich selbst oder jemanden seines Vertrauens an deren Stelle einsetzen lassen. Dieses Verhalten stand im starken Widerspruch zu seinen Behauptungen, keinerlei politische Ambitionen zu haben.

Niemand konnte geglaubt haben, dass sich Putin auf eine Erpressung einlassen werde. Durch sein Nachgeben wäre seine Führung in Zeiten eines Krieges unterminiert, was die Stabilität des Landes in Frage gestellt hätte. Genau das muss sich aber Prigoschin wohl auch schon im Voraus gedacht haben. Denn anscheinend hatte er schon länger geplant, diesen Schritt des „Marsches nach Moskau“ zu unternehmen. Und schließlich hatte er seine Kampagne auch fortgesetzt, nachdem Präsident Putin ihn explizit aufgefordert hatte, damit aufzuhören und nicht leichtfertig zu riskieren, inmitten des existenziellen Konflikts Russlands mit dem Westen einen internen Konflikt zu provozieren.

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„Standpunkte“ ist der zweite Podcast, der bei Apolut sechsmal pro Woche erscheint und Themen aus den unterschiedlichsten Wissensbereichen aufgreift. In ausführlicher, vertiefender Art und Weise werden dem Zuhörer politische, gesellschaftliche aber auch ökologische Zusammenhänge näher gebracht.

Seit 2020 bin ich begeistert über die Möglichkeiten des Lebens. Weiß der Teufel, warum ich dennoch fünf verschiedene Jobs habe.

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