Julia Leischik: Spurlos
#23 Hilfe, mein Bruder ist verschwunden! Julias Suche über drei Kontinente
Immer wieder schaltet Aghdas hin und her. Aber überall, auf allen Kanälen, die gleichen Bilder. Aghdas ist wie erstarrt. Sie kann kaum glauben, was seit etwa 15 Minuten an Informationen und Bildern auf sie einströmt. Man hört Menschen schreien, Polizeiautos, Hubschrauber. Alles zu sehen auf verwackelten Videos, aufgenommen mit dem Handy. Dann plötzlich Ruhe. Ein Sprecher im Studio ist zu sehen. „Es scheinen weite Teile des Landes betroffen zu sein,“ sagt er, und: „Über Opferzahlen liegen uns im Moment noch keine Information vor“. Aghdas zittert.
Es ist der 11. März 2011, etwa 10 Uhr morgens. Aghdas steht in ihrem Wohnzimmer in einem kleinen Ort bei Darmstadt und starrt auf ihren Fernseher, auf dem die Bilder von der anderen Seite der Welt flackern. Sie hört von einem Erdbeben, einer Flutwelle und sieht viele zerstörte Küstenorte. Häuser, die unter Wassermassen in sich zusammenbrechen. Autos und Lastwagen, die wie Spielzeugautos überflutete Straßen hinuntertreiben. Und Hochhäuser, die dem Beben nicht standgehalten haben. „Angesichts dieser Bilder ist mit vielen Toten zu rechnen“, fährt der Reporter fort.
Ein Erdbeben der Stärke 8,8 hat die Nordostküste Japans verwüstet und eine Flutwelle ausgelöst. Das Beben ereignet sich gegen 14:46 Uhr, das ist 6:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Alle Sender berichten, schicken dramatische Bilder in die Welt. Ein durch das Beben ausgelöster Tsunami trifft die Küste Japans. Die Flutwelle ist zwischen 10 und 38 Meter hoch und verwüstet ganze Landstriche.
An diesem Tag blickt die ganze Welt nach Japan. Auch Aghdas. Doch bei ihr ist es mehr als Entsetzen und Mitgefühl. Bei Aghdas ist es Angst, Angst um ihren Bruder! Sie weiß, er lebt in Japan. Hält er sich gerade an der Küste auf? War er in einem dieser zerstörten Häuser? Ist er unter den Opfern?
Aghdas wird nie wieder etwas von ihrem Bruder hören. Seit diesem Tag des Tsunamis, dem 11. März 2011, stellt sie sich jeden Tag aufs Neue die Frage: Lebt mein Bruder Saeed noch?
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Redaktion
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Ton
Migo Fecke (Soundhouse)
Eine Produktion der StellaLuisa GmbH
In Zusammenarbeit mit Endemol Shine Germany und Rainer Laux Productions
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Seit über 18 Jahren sucht Julia Leischik weltweit nach verschwundenen Menschen. Zusammen mit ihrem Kollegen Michael Straßer erzählt sie nun in „Julia Leischik: Spurlos“ besondere, emotionale und rätselhafte Vermisstengeschichten. Die Betroffenen schildern dabei selbst spannende Details und emotionale Hintergründe. Julia Leischik ist nahe dran an jedem einzelnen Fall. Manche Verschwundenen konnten von ihr und ihrem Team bereits gefunden werden, bei anderen werden die Zuhörer um Mithilfe gebeten. Jede Geschichte hat einen neuen, überraschenden Ausgang.
True Crime trifft Emotion – „Julia Leischik: Spurlos“, jeden Mittwoch neu.
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