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Three Thousand Years of Longing

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Opulent, aufregend, fantastisch: Das neue epische Meisterwerk THREE THOUSAND YEARS OF LONGING von Regisseur und Oscar©-Preisträger George Miller mit Oscar©-Gewinnerin Tilda Swinton und Golden Globe®-Preisträger Idris Elba in den Hauptrollen.

THREE THOUSAND YEARS OF LONGING ist eine Geschichte wie aus 1001 Nacht – magisch und mitreißend zugleich. Regisseur und Oscar©-Preisträger George Miller („Mad Max: Fury Road“) entführt die Zuschauer in eine fantastische Welt mit überlebensgroß prachtvollen Bildern und einer berührenden Liebesgeschichte. In den Hauptrollen sind mit Oscar©-Gewinnerin Tilda Swinton („Doctor Strange“, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“) und Golden Globe®-Preisträger Idris Elba („Avengers: Infinity War“, „Der dunkle Turm“) zwei der herausragendsten europäischen Schauspieler zu sehen. Für die Kamera zeichnet Oscar©-Preisträger John Seale („Mad Max: Fury Road“, „Der englische Patient“) verantwortlich.

THREE THOUSAND YEARS OF LONGING feierte seine Weltpremiere außer Konkurrenz bei den 75. Filmfestspielen von Cannes.

Dr. Alithea Binnie (TILDA SWINTON) hat sich als Gelehrte der Erzähltheorie einen Namen gemacht. Ihre Liebe zu ihrem Beruf hat einen Preis: Sie ist eine Einzelgängerin, lebt von Büchern und Erzählungen, ihren Forschungen, den Geschichten über Geschichten, der Mythologie, deren Gestalten aus fernen Zeiten.

In Istanbul hält Alithea im vollbesetzten Auditorium eine Lesung über ihre „Adventures in Narratology“, Unterschiede zwischen Mythologie und Wissenschaft. Während des Vortrags bricht sie auf offener Bühne ohnmächtig zusammen: Sie scheint zu halluzinieren und die Figuren, von denen sie spricht, real zu werden und ihr zu nahe zu kommen.  Später besucht Alithea mit ihrem türkischen Kollegen einen Bazar. Im hintersten Winkel eines Ladens entdeckt sie eine alte Glasflasche.

Wieder in ihrer Suite – der Agatha Christie Suite im altehrwürdigen Grand Hotel – beginnt die sie, die Flasche mit ihrer elektrischen Zahnbürste zu putzen. Unversehens entweicht ihr ein riesiger Dschinn (IDRIS ELBA) und baut sich vor ihr auf. Eigentlich spricht er Altgriechisch, eignet sich jedoch im Handumdrehen über einen Laptop und dem laufenden Fernseher die englische Sprache an. Um seine Freiheit zu erlangen, gewährt er Alithea drei Wünsche. Alithea will sich nicht darauf einlassen – sie gibt vor, wunschlos zufrieden zu sein.

Stattdessen beginnen sie, Geschichten aus ihrer Vergangenheit auszutauschen. Alithea erzählt dem Dschinn, dass sie als junges Mädchen einen imaginären Freund hatte. Der Dschinn, mittlerweile auf eine menschlichere Größe geschrumpft, zaubert Alithea ein Frühstück und berichtet, dass er bereits drei Mal in einer Flasche gefangen gehalten wurde. Alithea fordert ihn auf zu erzählen, wie er zum ersten Mal in die Flasche gesperrt wurde:

Die Königin von Sheba: Sheba (AAMITO LAGUM) war nicht nur schön. Sie war die Schönheit selbst und der Dschinn begehrte sie. Er war viele Jahre ihr Vertrauter. Als König Solomon (NICOLAS MOUAWAD) kam, um sie warb und sie schließlich mit seinem Musikinstrument verführte, gab sie den Dschinn auf. Daraufhin wurde er von Solomon in eine Flasche gesperrt, die von einem Adler weit über dem Roten Meer fallen gelassen wurde und auf dem Meeresgrund versank, wo sie für viele Jahre schlummerte.

Alithea wiederum gibt dem Dschinn preis, dass sie verheiratet war und mit ihrem Mann ein Kind erwartete. Als sie das ungeborene Kind verlor, brach die Ehe auseinander. Seither lebt sie allein, ist ganz auf ihre Arbeit fokussiert, fühlt nur noch durch Geschichten. Der Dschinn drängt sie erneut, einen Wunsch auszusprechen, doch Alithea fragt nur, was denn geschehen würde, wenn sie das nicht tue? Der Dschinn reagiert wütend.

Die Sklavin von Suleiman: Er erzählt, wie es zu seiner zweiten Gefangennahme kam. Die Flasche landete vom Meeresgrund in einem Palast in Konstantinopel, wo sie von der Sklavin Gulten (ECE YÜKSEL) gefunden wurde. Diese war in Prinz Mustafa (MATTEO BOCELLI) verliebt, der älteste Sohn von Suleiman (LACHY HULME). Der Dschinn wurde ihr Diener und half ihr dabei, dass Mustafa sich in sie verliebte. Die eifersüchtige junge Frau von Suleiman führte herbei, dass Mustafa durch die Hand seines Vaters getötet wurde. Mustafas Frau, die mit ihrem zweiten Wunsch schwanger wurde, verpasste es, ihren dritten Wunsch auszusprechen. Auch sie starb. Der Dschinn war durch dieses Versäumnis verdammt. Es musste erst jemand kommen, der ihn erlöst. Davor: Einsamkeit, Vergessenheit, endloses Warten.

Der Sultan: Viele Jahre vergingen wieder, bis es den Anschein hatte, dass der elfjährige Murad eine Verbindung zu ihm aufnehmen könnte. Er war der Sohn von Achmed dem Ersten und musste bereits als Junge den Thron besteigen. Dies markierte das Ende der Hoffnung, der Dschinn könne von ihm befreit werden. Murad wurde älter, zog in Kriege und wurde immer blutrünstiger, ein Monster. Nur ein alter Geschichtenerzähler konnte Murad bei Laune halten. Als dieser starb, war es auch um Murad geschehen. Der jüngere Bruder Ibrahim, der bis zu diesem Zeitpunkt mit einigen Konkubinen in einem Nobelgefängnis hauste, sollte Sultan werden. Durch Zufall schickte eine seiner Konkubinen den Dschinn zurück in seine Flasche, die erst in den Bosporus flog, dann in Istanbul in einem kleinen Laden landete.

Bei einem Wortgefecht zwischen Alithea und dem Dschinn zerspringt die Glasflasche, in der sie ihn gefunden hatte. Sie nennt ihn einen Betrüger, weigert sich nach wie vor, einen Wunsch zu äußern. Der Dschinn windet sich und beginnt seine letzte Geschichte zu erzählen…

Die Konsequenz von Zefir: Zefir (BUCU GÖLGEDAR) war eine junge Frau, die zu den Ehefrauen eines alten Kaufmanns gehörte. Von ihrem Mann bekam sie die Flasche als Liebesbeweis geschenkt. Als sie die Flasche öffnete, kam der Dschinn heraus. Sie freute sich, als hätte sie auf ihn gewartet. Ihr erster Wunsch war Wissen. Sie war intelligent, wollte die ganze Welt verstehen. Der Dschinn verliebte sich in sie. Ihr zweiter Wunsch war, mit offenen Augen träumen zu können. Somit konnte sie alle schwierigen Rechenaufgaben lösen. Zefir erwartete schließlich ein Kind vom Dschinn, der sie mehr liebte als einst Sheba. Den dritten Wunsch auszusprechen, wollte er ihr verbieten.

„Warum ist es ein Fehler, jemanden zu lieben?“ fragt er Alithea. Nun hat sie einen Wunsch: Sie will, dass der Dschinn sie

DIE PRODUKTION

Der Oscar©-prämierte Filmemacher George Miller wurde erstmals aufmerksam auf Alithea und den Dschinn, als er in den späten Neunzigerjahren erstmals die 1994 veröffentlichte Kurzgeschichte „The Djinn in the Nightingale’s Eye“ der britischen Schriftstellerin A.S. Byatt las.

„Es ist eine Geschichte, die sich mit vielen Mysterien und Paradoxa des Lebens befasst, und das ganz prägnant, kurz und bündig“ erinnert sich Miller. „Nachdem ich die Kurzgeschichte gelesen hatte, ließ sie mich nicht mehr los, wie das bei manchen Geschichten nun einmal der Fall ist… und dann schoss mir eines Tages durch den Kopf, dass man einen Film daraus machen sollte.“

„Es fühlte sich ungewöhnlich an, einzigartig, etwas, das in keine Genreschublade passt, und es hatte ein ganz wichtiges Attribut: Es muss mehr vorgeben, als man auf den ersten Blick erfassen kann. Es gibt Geschichten, verpackt in Geschichten, ein bisschen wie ,1001 Nacht‘“, sagt Miller zudem.

Millers Produktionsfirma, Kennedy Miller Mitchell, sicherte sich die Verfilmungsrechte in den späten 1990er-Jahren. Gemeinsam mit Augusta Gore arbeitete Miller an einem Drehbuch.

Der Dschinn gesteht, dass er sich in der Gegenwart von Frauen zu wohl fühlt. Durch ihn lernen wir die Königin von Sheba kennen, eine Sklavin und ein Genie. Gore merkt an: „Die Novelle befasst sich mit der Idee, wie Frauen aus Positionen der Machtlosigkeit heraus machtvoll operieren.“

Als das Drehbuch entwickelt wurde, während Miller an weiteren anderen Filmprojekten arbeitete, wurde dem Filmemacher mehr und mehr bewusst, dass dieser Film ganz anders werden würde als seine vorangegangene Arbeit, Mad Max: Fury Road (2015).

Fury Road spielt fast komplett draußen, während dieser Film fast nur aus Innenaufnahmen besteht“, berichtet er. „Fury Road hatte nur wenig Dialog, in diesem Film entwickelt sich die Handlung größtenteils aus dem Dialog zwischen Alithea und dem Dschinn. Fury Road spielte sich in einem knappen Zeitrahmen ab – drei Tage und zwei Nächte. Diese Geschichte erstreckt sich über 3000 Jahre.“

Die Gemeinsamkeiten sieht Miller in den dynamischen erzählerischen Möglichkeiten.

„Ich nähere mich Geschichten wie andere Menschen Geigerzähler benutzen“, meint er. „Ich suche nach üppiger, dramatischer ,Strahlkraft‘. Findet sich die erhoffte Tiefe?“

Für Produzent Doug Mitchell, der mit Miller bereits Mad Max: Fury Road, Happy Feet (2006) und Ein Schweinchen namens Babe (1995) produziert hatte, ist THREE THOUSAND YEARS OF LONGING „ein zutiefst origineller Film. Er hat Elemente von Action, Abenteuer, historischem Epos, aber im Kern geht der Film der Frage nach, was echt ist und was Fantasie. Und dann geht es natürlich ganz besonders um die Liebe: das Mysterium der Liebe.“

Für Mitchell ist die entscheidende Zutat der Regisseur, George Miller: „Es beginnt mit George. Er ist ein außergewöhnlicher, talentierter Filmemacher. Und in seinem Naturell ist es verankert, dass er sich nicht wiederholt. Er liebt es, etwas Neues auszuprobieren. Ihm gehört das Material. Er macht umfassende Hausaufgaben und Studien, und er bringt das mit zum Dreh und setzt es dann auch um. Er versteht es, die Crews, mit denen er arbeitet, zu inspirieren. Sie lieben ihn und er liebt sie zurück. Was man dabei erhält, ist einen herausragend visuellen, eloquenten Filmemacher.“

Der Dschinn – gespielt von Idris Elba

„In vielen Kulturen gibt es so etwas wie einen Dschinn“, sagt Miller. „Eine magische Kreatur, die in der Lage ist, Wünsche jedweder Art zu erfüllen.“

Er sagt zudem: „Dieser Dschinn ist seit 3000 Jahren in seiner Flasche gefangen. Er ist also ziemlich verzweifelt. Was ihn antreibt, ist seine Wissbegierde zu begreifen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“

„Er erzählt Alithea Geschichten seiner Begegnungen – von der Königin von Sheba, für die er eine Liebe empfindet, die niemals erwidert wurde. Oder wie er versucht, ein Sklavenmädchen durch die Intrigen des Hofs von Suleiman dem Großartigen zu führen. In den 1850er-Jahren findet er dann ein verstecktes Genie in Zefir, die ein tiefes Verlangen verspürt, das Wesen des Universums zu verstehen, aber wie ein Vogel weggesperrt wurde in dem prächtigen Anwesen eines reichen Kaufmannes. Der Dschinn verliebt sich Hals über Kopf in sie, aber alles geht schief.“

„Er ist ein magisches Wesen mit enormen Kräften und doch ist er verletzlich, gefangen von einem Fluch. Ich war mir nicht sicher, wer diese Figur spielen könnte“, verrät George Miller.

„Ich war bei einer Preisverleihung und lernte Idris kennen. Ich hatte ihn bereits auf der Leinwand erlebt, aber ihn persönlich zu treffen hatte eine andere Dimension. Ich wusste, dass er den Dschinn spielen könnte. Abgesehen von seinem Talent kommt noch eine nicht unbeträchtliche Portion Charisma dazu: Einerseits ist Idris absolut offen und komplett zugänglich. Er könnte dein bester Freund sein. Andererseits steckt da ein großes Geheimnis in ihm. Dieses Paradox ist, wie ich glaube, die Essenz von Charisma.“

Als er das Drehbuch gelesen hatte, war Elba fasziniert von dieser ungewöhnlichen Figur, die sich mit den komplexen Facetten des Begehrens konfrontiert sieht.

„Er ist unsterblich, also ist es eher untypisch für ihn, sich zu verlieben und menschliche Emotionen, Wünsche und Begierde zu empfinden“, beobachtet Elba. „Das ist der Punkt, wo sich seine Reise aufzulösen beginnt. Die Geschichten, die er Alithea erzählt, sind ein Weg für ihn, sie davon zu überzeugen, sich drei Wünsche erfüllen zu lassen. Aber wenn man ganz ehrlich ist, dann ist es für ihn wie Therapie. Es ist eine Gelegenheit für ihn zu reflektieren, was die letzten 3000 Jahre vorgefallen ist, und in der Zukunft nicht noch einmal dieselben Fehler zu machen. Das ist es, was die Geschichten, die er erzählt, für ihn gewichtig und wichtig sein lassen.“

Als er zu der Produktion stieß, begann Elba, den Dschinn zusammen mit George Miller zu etwas völlig Neuem zu formen. Sie analysierten, wie Dschinns bisher in der Geschichte des Films dargestellt wurden, und arbeiteten daran, der Wahrheit der Figur auf den Kern zu gehen.

„Ich finde, dass dieser Dschinn eine Figur ist, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat“, sagt Miller. „Er ist auf gewisse Weise verletzlicher, menschlicher. Er ist aus ,subtilem Feuer‘ geformt – was wir heute ,Elektromagnetismus‘ nennen. Er ist eine eher unwahrscheinliche Gestalt in unserer modernen Welt und fühlt sich in der Tat bedroht von ihr.“

„Die Geschichten des Dschinns führen uns durch den Film“, erklärt Idris Elba. „Wenn man so viel Material für eine Figur hat, dann will man, dass eine Verbindung mit dem Publikum entsteht. Wir wollten das ganz authentisch erzielen, mit unserer Geschichte, ohne unserem Publikum löffelweise Plattitüden zu servieren. Wir haben die Figur von allen möglichen Seiten abgeklopft, von der körperlichen Seite, wie er spricht, mit welchem Akzent. Und wir haben ihn mit meiner Erscheinung abgeglichen und wie sie die Darstellung der Figur beeinflussen könnte – oder vielleicht auch nicht.“

Obwohl es dem Publikum zunächst so ergeht wie Alithea und es unklar ist, ob der Dschinn real ist, wird er nach und nach immer greifbarer.

„Man erkennt, dass dieser Kerl irgendwie traumatisiert ist, dies ist ein echter Kampf für ihn“, merkt George Miller an. „Und so lernen wir ihn als mehr als nur eine magische Figur kennen.“

Alithea Binnie – gespielt von Tilda Swinton

Alithea Binnie ist eine Narratologin. Sie studiert Geschichten durch die Zeitalter.

„Wir scheinen festverdrahtet zu sein mit Geschichten“, sagt George Miller. „Warum?“

Tilda Swinton erklärt: „Alithea untersucht all die verschiedenen Geschichten, die jemals im Lauf der Zeit auf der Erde erzählt wurden. Sie will die Ähnlichkeiten verstehen, und ob es einen roten Faden gibt. Ob es für menschliche Geschichten eine essenzielle Wahrheit und verschiedene Codes gibt. Jemand hat einmal zu mir gesagt, der Homo sapiens sollte viel besser Homo-narrans heißen. Der Geschichtenerzähler-Affe, das ist es, was wir sind, mehr als weise. Oder vielleicht rührt die Weisheit ja daher, dass wir Geschichtenerzähler sind.“

Das Widersinnige bei Alithea ist, dass sie zwar fasziniert ist von Geschichten, ihre eigenen Lebensgeschichten ihr aber nichts bedeuten.

„Alithea verfügt über unfassbares Wissen, sie ist eine Spezialistin, aber eine Spezialistin darin, eine Beobachterin zu sein“, erklärt Swinton. „Sie hört zu, sie liest, sie versteht, schreibt über anderer Menschen Leben und anderer Menschen Geschichten und Fantasien. Aber sie nimmt nicht wirklich daran teil. Wir finden heraus, warum das der Fall ist und erfahren, dass sie an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben den Entschluss gefasst hat, auszusteigen. Sie sagt, dass sie keine Wünsche hat, aber sie lernt über das in ihr erweckte Begehren, lernt es, Dinge haben zu wollen, und sie lernt zu verhandeln. Das ist ihre Evolution.“

Die Besetzung von Tilda Swinton war ähnlich wie bei Idris Elba.

„Natürlich kannte ich Tildas Arbeit, aber ich hatte das große Glück, sie auf einem Filmfestival bei einem Abendessen kennenzulernen“, erinnert sich Miller, wie das schon bei Elba der Fall gewesen war. „Als wir miteinander zu reden begannen, wusste ich, dass sie Alithea spielen musste. In ihrer Arbeit kennt man Tilda als eine Art Formwandler, aber als ich sie traf, war sie außergewöhnlich. Ich war begeistert, dass sie nach der Lektüre des Drehbuchs unbedingt bei unserem Film dabei sein wollte.“

Für die rationale Alithea bedeutet die Begegnung mit dem Dschinn, ihre geistige Gesundheit zu hinterfragen.

„Sie ringt damit, ob sie verrückt ist oder ob sich das wirklich abspielt, und wenn das so ist, was denn Realität wirklich ist“, merkt Miller an.

Die Vorbereitung für den Film war in großen Teilen eine enge Zusammenarbeit zwischen Miller, Swinton und Elba. Gemeinsam mit Augusta Gore plus Millers langjährigem Mitstreiter, dem Dramaturg Nico Lathouris, und Susan Hegarty, die als Elbas Sprachcoach fungierte, hielten sie hinweg Roundtable-Workshops, in denen sie die Figuren, ihre Geschichte und ihre Beziehung erarbeiteten.

„Als Tilda und Idris dazu kamen, war es erstaunlich, wie viel Tiefe und Einsicht sie mitbrachten“, findet Gore. „Wir nahmen einschneidende Änderungen am Drehbuch vor, was in gewisser Weise schockierend war, weil wir dachten, dass wir alles bereits rigoros ausgearbeitet hätten. Aber die lange Probenzeit erlaubte es uns, zuerst mit Zoom-Meetings, später gemeinsam in einem Raum, jede Dimension des Drehbuchs noch einmal genau durchzugehen.“

Miller fügt hinzu: „Am wichtigsten war das Zusammenspiel der beiden Figuren. Was der Konflikt zwischen ihnen offenbart. Es ist nicht so sehr, was ein einzelner Schauspieler macht, sondern was die beiden miteinander und füreinander anstellen.“

„Tilda und Idris würde ich als ,Filmemacher-Schauspieler‘ bezeichnen“, fährt er fort. „Ihnen ist der komplette Prozess immer bewusst, und sie sind da, damit der Film gemacht werden kann. Ich würde sie als Künstler durch und durch beschreiben. Ihr Interesse gilt, wie das gesamte Team an einem Strang ziehen kann, um die Qualität des Films zu optimieren.“

Weil der Film während der Covid-19-Pandemie in Australien gedreht wurde, mussten die Schauspieler während der verpflichtenden 14-tägigen Quarantäne zunächst via Zoom proben.

„Eigentlich kann ich es nicht ertragen, längere Zeit auf einen Bildschirm zu starren – und hier machte ich es auf einmal neun Stunden pro Tag“, erinnert sich Elba. „Es war hart, aber es war ein notwendiges Übel. Wir hatten die Gelegenheit zu reden und zu reden. George stellt immer alles in Frage. Das ist eine ganz andere Art des Arbeitens. Ich bin ein Typ, der zwischen ,Action‘ und ,Schnitt‘ lebt. Jede Motivation, jeder Gedanke, jede visuelle Auflösung, jede Absicht, alles hatten wir eingehend erarbeitet.“

Swinton und Elba waren nebeneinander untergebracht in Quarantäne, also konnten sie sich von ihren Balkons aus sehen.

„Immer wieder mal gingen wir Szenen von unseren Balkonen aus durch, mit ein bisschen Rotwein als Treibstoff“, merkt Elba an. „Es war großartig, Tilda sehen zu können, es in Realzeit von Gesicht zu Gesicht miteinander zu tun zu haben, als wir dem Dreh immer näherkamen.“

Für den erfahrenen Produzenten Doug Mitchell sollte die Erfahrung, THREE THOUSAND YEARS OF LONGING zu drehen, völlig anders sein als die Arbeit an Mad Max: Fury Road. Aus vielen Gründen.

Fury Road haben wir in der namibischen Wüste mit mehr als 1000 Leuten gedreht“, sagt er. „Dieser Film ist weitgehend auf Studiobühnen entstanden, mit 350 Mitarbeitern. Es gab eine deutlich niedrigere Gefahr, sich körperlich zu verletzen. Nach Fury Road – mit all den echten Vehikeln, die sich in hoher Geschwindigkeit fortbewegten – war das für mich deutlich entspannter.“

Auf Idris Elbas Anregung hin wurde eine wichtige Entscheidung getroffen, in welcher Reihenfolge die Szenen gedreht werden sollten.

„Wenn wir die Hotelzimmerszenen zuerst gedreht hätten, wenn ich die Geschichten erzählen würde, die ich noch nicht erlebt hatte, hätte ich die 3000 Jahre der Sehnsucht nicht richtig spüren können. Indem wir die Geschichten des Dschinns zuerst drehten, wurden sie für mich als Schauspieler greifbare Erinnerungen, diese sehr spezifischen und detaillierten Welten. Die Kulissen sind unglaublich, und ich wollte das bereits erlebt und erfahren haben, bevor ich aus der Flasche komme und mich hinsetze und Alithea Binnie davon überzeuge, dass sie drei Wünsche erfüllt bekommen will.“

George Miller sagt dazu: „Das war sehr klug von Idris. Ich hatte noch gar nicht überlegt, in welcher Reihenfolge wir drehen sollten, und Idris betonte sehr eindringlich, dass das die mit Abstand beste Strategie sei. Als Tilda also zum Dreh erschien, hatte er diese Geschichten bereits miterlebt.“

Das Hotelzimmer und die Londoner Wohnungskulissen stellten die Darsteller vor Herausforderungen, hatten für sie aber auch Vorteile. Die Szenen wurden geprobt wie bei einem Stück, ohne auf die beim Dreh folgende Kamerabewegung und -positionierung Rücksicht zu nehmen. Am Drehort stellten Miller und sein Kameramann John Seale dann sicher, dass alles, was die Schauspieler taten, von wenigstens zwei Kameras festgehalten wurde.

„Es hilft ganz ungemein bei der Konzentration, wenn man vor der Herausforderung steht, nur an einem Drehort zu filmen“, bemerkt Idris Elba. „Die Herausforderung besteht darin, wie man es interessant gestaltet. Wie stellt man sicher, dass es sich progressiv anfühlt? Einen Teil dieser Aufgabe übernahmen George und sein visuelles Team, der andere Teil ergab sich aus Tildas und meiner emotionalen Reise. Wo man die Emotion etwas höher schraubt, wo man sie zurücknimmt, wo man leiser sein muss, wo man laut wird. Innerhalb dieses einen Raums war es, als würde man ein Puzzle zusammensetzen. Es war eine regelrechte Masterclass für mich, verstehen zu können, wie man ein Zimmer nimmt und den Schauspielern einen sicheren Raum zur Verfügung stellt, dieses Zimmer mit ihrer Darstellung zu füllen.“

Einer der Aspekte, mit dem Elba nicht gerechnet hatte, als er sich für den Film entschied, war das Bedürfnis, der puren Kunst des Geschichtenerzählens auf den Zahn zu fühlen.

„Ich ging mein Leben durch und erinnerte mich einiger der großartigen Geschichtenerzähler, die ich kennengelernt habe – einer davon ist mein Vater -, und studierte den Mechanismus des Geschichtenerzählens“, erzählt er. „Wie stellt man sicher, dass einem zugehört wird? Was passiert, wenn man in die dritte Person springt, um den Zuschauer selbst die Leerstellen füllen zu lassen? Wenn man ein bisschen herumstöbert, dann stellt man fest, dass manche der besten Geschichtenerzähler das ganz selbstverständlich machen und bei anderen mehr Manipulation dahintersteckt. Ich verwendete dieses Wissen, um zu beeinflussen, was ich im Rahmen meiner Darstellung machte.“

Mit einem Blick auf die Dreherfahrung ist Idris Elba überschwänglich mit seinem Lob für seine Leinwandpartnerin.

„Sie ist eine unglaubliche, wunderbare Schauspielerin“, sagt er. „Eine durch und durch majestätische Gestalt. Aber nicht nur das, man kann sie destillieren auf die feinst abgestimmten Details unserer Zusammenarbeit, bis zu jedem einzelnen Wort, das wir gesprochen haben.“

Tilda Swinton findet: „Idris und ich waren sehr glückliche Tanzpartner. Nicht nur mögen wir einander sehr, aber auch als Darsteller haben wir einen ähnlichen Vibe. Wir waren sehr locker, uns beiden gefällt es, die Darstellung durchzukauen, während wir die Szenen entstehen lassen. Wenn man mit jemandem tanzt, dem das ebenso sehr gefällt, dann ist das zauberhaft, weil man sich dann die Bälle zuspielen kann, weil man dann frei ist. Das war ein großer Segen, und ein Segen für George, dass er zwei Darsteller hatte, die bereit waren, auf diese gemeinsame Weise, eine Balance zu finden. Es war hinreißend.“

Die Arbeit mit George Miller war für die Schauspielerin „ein Traum, von Anfang bis Ende. Auf ganz vielfältige Weise macht er Kino, auf das ich anspreche wie ein Kind. Jetzt kann ich ihn einen Kollegen nennen, das bedeutet mir sehr viel. Mit ihm in einer seiner Zauberschachteln zu arbeiten und mitzuerleben, wie er den Zauber entstehen lässt, war eine irre Erfahrung.“

Sie fährt fort: „Er kontrolliert jedes Element, alles, was passiert. Ich dachte mir schon, dass das wohl der Fall sein würde, weil ich seine Arbeit kenne und bei der Vorproduktion schon einen Einblick in seinen Prozess erhalten hatte, wenn er wirklich jedes Detail genauestens durchspricht. Nicht erwartet hätte ich, dass all diese Präzision bedeutet, dass er unglaublich frisch und frei ist. Er arbeitet mit einer detaillierten Drehliste, aber wenn man dann am Drehtag etwas Neues anzubieten hat, dann ist er absolut offen dafür und bereit, es unbedingt auszuprobieren. Auf diese Weise gibt er einem eine so robuste Struktur, dass man völlig entspannt und frei ist: Die Architektur steht bereits. Und mittendrin steckt ein weiches Zentrum, das sich noch formen lässt.“

Miller schätzt sich glücklich, zu dem Club von Regisseuren gestoßen zu sein, die mit Tilda Swinton arbeiten durften.

„Es gibt eine Gruppe wunderbarer Regisseure, die immer wieder mit ihr arbeiten. Jetzt weiß ich auch, warum das so ist“, überlegt er. „Sie hat etwas, das völlig einzigartig und fabelhaft ist. Es war eine der großartigsten Erfahrungen meines Arbeitslebens.“

George Miller hörte stets aufmerksam zu, wenn Tilda Swinton und Idris Elba beim Dreh Ideen hatten, und folgte ihrem Instinkt bereitwillig.

„Sie haben ein intrinsisches Verständnis fürs Filmemachen. Aber eigentlich lässt sich das über alle Mitstreiter bei THREE THOUSAND YEARS OF LONGING sagen: Ich hatte eine Crew, die intuitiv stets die richtigen Entscheidungen traf. Jeden Beteiligten bei dieser Produktion würde ich als Filmemacher bezeichnen.“

Die Musik des Films wurde von Tom Holkenborg komponiert, der bereits bei Mad Max: Fury Road für den Score verantwortlich gezeichnet hatte.

„Tom ist allumfassend in seinem Verständnis für Musik und seine Herangehensweise an die Musik“, erklärt Miller. „Er hat das intuitive Können und das Talent eines Komponisten, und er ist ein vorzüglicher Denker.“

„Da gibt es zum Beispiel einen Schlüsselmoment im zweiten Akt, wenn König Solomon der Königin von Sheba Musik vorspielt. Für Tom stand unmissverständlich fest, dass vor diesem Punkt keine melodischen Klänge zu hören sein durften. Tom setzte ein Duduk ein, ein Holzblasinstrument mit einem extrem großen Doppelrohrblatt, um Sehnsucht hervorzurufen. Das passte vorzüglich für die Geschichte, und er setzte es als thematisches Element in den folgenden Teilen des Films ein, dann aber mit zunehmend moderneren Instrumenten, entsprechend unserer Reise durch die Zeit.“

Augusta Gore meint: „Wenn man mit George arbeitet, stellt man sofort fest, dass seine Neugier unstillbar ist. Bei der Arbeit an einem Film lässt er sich durch nichts von seinem Ziel abbringen, aber er lädt zur Durchsetzung des Ziels alle Beteiligten zu einer genuinen Zusammenarbeit ein. Wir waren bei dieser Arbeit wahrhaftig eine Gemeinde. Es war wunderbar, ihm dabei zuzusehen, wie er mit seiner Filmemacher-Familie arbeitete, die er im Verlauf seiner langen Karriere kultiviert hatte – Kameramann John Seale, Szenenbildner Roger Ford, Maskenbildnerin Lesley Vanderwalt, Script-Supervisor Sophie Fabri-Jackson, Regieassistent P.J. Voeten, Cutterin Margaret Sixel. Was für eine wunderbare Kurzschrift sie im Lauf der Jahre miteinander entwickelt haben!“

Produzent Doug Mitchell betont: „George ist ein herausragender Filmemacher. Seine Fähigkeit, sich anzutreiben, wenn alle anderen schlafen, ist gnadenlos. Ich weiß nicht, wie er das macht. Er ist nie alt geworden. Er hat sein außergewöhnliches Können als Filmemacher niemals verloren.“

Für die Filmemacher geht ein großer Traum in Erfüllung, THREE THOUSAND YEARS OF LONGING einem Kinopublikum präsentieren zu können.

„Wenn wir ins Kino gehen, dann ist das wie öffentliches Träumen“, sagt George Miller.

„Man wird in die Geschichte eingeladen und hoffentlich von ihr eingefangen. Mit Fremden Träume teilen, auf der großen Leinwand. Wir haben sehr hart an den Bildern und Klängen gearbeitet, sie zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Unsere Absicht war es, eine Geschichte zu erzählen, bei der man sich im Kinositz nach vorne lehnt und die einem, wenn sie denn etwas taugt, auch aus dem Kino folgt.“

THREE THOUSAND YEARS OF LONGING erzählt nicht nur eine gute Geschichte, es geht auch um die Bedeutung von Geschichten“, findet Idris Elba. „Dieser Film wird eine Zeitkapsel sein. Dies ist die Geschichte, die wir erzählen. Ich hoffe, dass wir auch weiterhin geistreiche Wege finden, ein Publikum in eine Geschichte einzubinden. Man könnte ganz einfach auch um einen Baum herumsitzen oder einem Feuer und die Geschichte erzählen, wie Alithea den Dschinn trifft, und sie wäre genauso fesselnd. Aber was George und unser Team erschaffen haben, visuell, akustisch, ist einfach umwerfend.“

Tilda Swinton meint: „Obwohl George ihn schon vor Jahren hatte machen wollen, gibt es keine bessere Zeit, diesen Film zu machen und dem Publikum zu zeigen, wie wichtig es in unserem Leben ist, Geschichten erzählt zu bekommen.“

Sie fährt fort: „Durch die Pandemie und andere globale Ereignisse sehen wir uns bedroht, weiterhin im Kino Geschichten für ein Publikum erzählen zu können. Wir haben uns daran gewöhnt, andere Wege zu finden, wie wir Narrative für uns entstehen lassen. Aber ohne Geschichten zu sein, das ist kein guter Zustand für uns Menschen. Es ist eine Bedrohung unserer seelischen Verfassung. Dieser Film ist eine gute Gelegenheit, neu zu evaluieren und neu zu feiern, dass Geschichten ein essenzieller Bestandteil unserer Existenz sind. Also, her mit THREE THOUSAND YEARS OF LONGING, damit die narrative Festplatte in unseren Systemen wieder hochgefahren werden kann.“

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