Ein unsichtbarer Nebel liegt über dem Land, sagt Dunja Hayali. Doch dieser Nebel ist nicht die Angst in dunklen Gassen – sondern der journalistische Nebel, den sie in ihrer Doku über alles legt. Da wird nicht geklärt, da wird vernebelt. Da werden Fakten nicht erklärt, sondern umgedeutet.

Wer heute von einer Messerattacke berichtet, gilt als Panikmacher. Wer nachts nicht mehr mit der U-Bahn fährt, ist ein Opfer seiner „Wahrnehmung“. Und wer Gewalt erlebt, darf sich anhören: „Das hat mit Migration nichts zu tun, das ist dein Bauchgefühl.“ – Welch eine zynische Pointe: Nicht der Täter ist das Problem, sondern das Opfer, das „überempfindlich“ reagiert.


Opfer werden verhöhnt – und radikalisiert

Die bittere Realität ist: Immer mehr Menschen haben selbst negative Erfahrungen gemacht. Frauen, die belästigt werden. Männer, die in Schlägereien geraten. Eltern, die ihre Kinder nicht mehr allein zur Schule lassen. Jeder kennt jemanden. Jeder hat eine Geschichte. Und viele Fälle verschwinden einfach: keine Anzeige, keine Aufklärung, kein Täter mehr auffindbar.

Doch statt diese Realität ernst zu nehmen, erklärt uns Hayali, wir seien Opfer unserer eigenen Angst. Das ist nicht nur arrogant, das ist blanker Hohn für all jene, die Gewalt erlebt haben. Wer so spricht, macht Opfer unsichtbar – und liefert ihnen den besten Grund, sich von Staat und Medien abzuwenden.


Ein Geschenk an die Extreme

Und genau hier liegt die eigentliche Katastrophe:

  • Rechtsextreme fühlen sich bestätigt: „Seht ihr, die Medien verschweigen alles! Wir sind die Einzigen, die die Wahrheit sagen!“
  • Linksextreme fühlen sich ebenfalls bestätigt: „Seht ihr, es gibt kein Problem, alles nur rechte Hetze! Wir sind die Guten!“

Und die Mitte? Die Menschen, die nur in Ruhe abends heimlaufen wollen, ohne dass jemand hinter ihnen herläuft? Die werden schlicht verraten.

So entsteht das perfekte Klima für Radikalisierung: Wer sich nicht gesehen fühlt, sucht sich jemanden, der ihn sieht. Und das sind nun mal oft die Lautesten am Rand.


Die große Ironie

Am Ende sagt Hayali allen Ernstes: „Wir sollten bei den Fakten bleiben.“
Welche Fakten meint sie? Die, die weggelassen wurden? Die, die verdreht wurden? Oder die, die mit einem „Aber“ sofort relativiert werden?

Fakt ist: Diese Doku tut so, als ginge es darum, Ängste zu nehmen. In Wahrheit gießt sie Öl ins Feuer. Sie beleidigt die Opfer, spaltet die Gesellschaft und stärkt jene, die wirklich gefährlich sind: die Extreme.


Fazit

Hayalis „Am Puls“ ist in Wahrheit am Nebel. Eine Reportage, die nicht aufklärt, sondern verklärt. Die nicht vereint, sondern trennt. Und die am Ende genau das schafft, was sie vorgibt zu bekämpfen: mehr Hass, mehr Spaltung, mehr Radikale.

Denn wenn du den Opfern von Gewalt sagst, ihre Angst sei nur eingebildet, dann bleibt ihnen nur eines: Wut.

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