Mordlust
#32 Zum Töten geboren?
Laura bedient ihren älteren Bruder für länger Fernsehen und Paulina klammert sich weinend an einen Stuhl – wie sich diese Kindheitserfahrungen bis heute auf die beiden auswirken, erfahrt ihr diesmal bei “Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe”. Außerdem begrüßen die beiden ihren ersten Gast: Félice Gritti vom SternCrime.
“Ich bin überzeugt. Sie und Ihre Frau haben absolut keinen Grund für Selbstvorwürfe”, das sagt der Richter zu Jürgens Eltern im ersten Prozess. Doch recht hat er damit nicht. Jürgen hat als Kind zwar etliche Steiftiere, aber zum Spielen hat er niemanden. Seine Mutter verbietet ihm den Umgang mit anderen Kindern und selber hat sie keine Zeit für ihn. Als Jürgen sich im Teenageralter kleineren Jungs unsittlich nähert, zahlt seine Mutter den betroffenen Eltern sogar Schweigegeld. Die Frage welche Schuld sie trifft, dass Jürgen zu einem der bekanntesten Jungen-Mörder der deutschen Geschichte wurde, stellt man erst im zweiten Prozess.
Als Ulrike die Augenbinde abgenommen bekommt, sieht sie einen Keller voller Fessel- und Folterwerkzeug. Ihr Entführer hat sie mit hergenommen, um sich eine Sklavin zu halten. Wenn sie gerade nicht lernen muss, was man als solche zu tun hat, muss sie Tagebuch darüber führen, was der Mann mit ihr macht. Doch eigentlich will der Täter viel mehr als eine Sklavin – er will das, was er sich wünscht seitdem er seine Eltern bei einem seltsamen “Spiel” erwischt hat: Nähe.
Warum wird ein Mensch zum Täter oder zur Täterin? Diese schwierige Frage versuchen Laura und Paulina in dieser Folge zu klären. Welche Auswirkungen haben Erziehung sowie Umgebung auf unser Gewaltpotential und gibt es so etwas wie ein “Kriminalitäts-Gen”? Außerdem erzählen die beiden von ihrem Job als “Tatortreinigerinnen”.
Triggerwarnung: In dieser Folge geht es um sexuelle Gewalt – unter anderem an und von Kindern. Mit szenischen Beschreibungen hält sich der Podcast zurück.
Diese Folge ist Teil von funk von ARD & ZDF (seit Folge 13, 16.01.2019): https://go.funk.net/impressum
**Kapitel**
0:06:30 – Fall: Zweiter Prozess
0:24:10 – AHA: Hospitalismus
0:28:15 – Fall: Fixiert
0:57:55 – AHA: Kindheitserinnerungen
1:05:40 – Diskussion: Was „prägt“ uns?
1:06:50 – Cesare Lombrosos Kriminalitätstheorie
1:08:50 – Bonding
1:12:22 – Studien zu Beziehungen von StraftäterInnen zu ihren Eltern
1:18:06 – Umfeld von Straffälligen
1:23:50 – Mordlust x Follow me.reports
**Shownotes**
*Fall: Zweiter Prozess*
Buch: “Jürgen Bartsch – Selbstbildnis eines Kindermörders.” von Paul Moor
ZEIT-Artikel: “Was geschah mit Jürgen Bartsch?”: https://bit.ly/31NzEZL
Spiegel-Artikel: “Wohin mit ihm?”: https://bit.ly/38A3zGg
SWR-Doku von 2000: “Die großen Kriminalfälle”
*Aha: Hospitalismus*
Artikel von G. Nissen: “Psychischer Hospitalismus” aus “Lehrbuch der speziellen Kinder-und Jugendpsychiatrie”: https://bit.ly/2ZY6vIT
*Fall: Fixiert*
Interview mit Félice Grifte vom Stern Crime
*AHA: Wie wirken sich schlechte Kindheitserinnerungen auf uns aus?*
Interview mit Psychologe Dr. Leon Windscheid
*Diskussion*
Stefan Hradil. Deutsche Verhältnisse. Eine Sozialkunde: https://bit.ly/38A3WAE
Lobrosos anthropologische Kriminalitätstheorie: https://bit.ly/31QMHJH
Rhesusaffen-Experiment von Harry Harlow auf Youtube: https://bit.ly/3e7iYyS
Kriminologie des Serienmörders: https://bit.ly/2C8BCsW
Diplom-Arbeit zum Thema “Bonding”: https://bit.ly/3gBtEYi
Mordlust x Follow me.reports: https://youtu.be/anvsY-neL_A
Im True Crime-Podcast “Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe”
sprechen die Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers über wahre Kriminalfälle aus Deutschland. In jeder Folge widmen sich die Reporterinnen zwei Fällen zu einem spezifischen Thema und diskutieren strafrechtliche und psychologische Aspekte. Dabei gehen sie Fragen nach wie: Was sind die Schwierigkeiten bei einem Indizienprozess? Wie überredet man Unbeteiligte zu einem falschen Geständnis? Und wie hätte die Tat womöglich verhindert werden können? Mord aus Habgier, niedrigen Beweggründen oder Mordlust – für die meisten Verbrechen gibt es eine Erklärung und nach der suchen die beiden. Außerdem diskutieren die Freundinnen über beliebte True Crime-Formate, begleiten Gerichtsprozesse und führen Interviews mit Expert:innen. Bei “Mordlust” wird die Stimmung zwischendurch auch mal aufgelockert – das ist aber nicht despektierlich gemeint.
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